Wenn einer sich äußert, dann müssen wir davon ausgehen, daß einer von zwei Fällen vorliegt: Er ist entweder überzeugt davon, etwas zu sagen zu haben, oder es ist ihm herzlich wurscht, daß er nichts zu sagen hat.
Welcher der beiden Fälle nun also bei mir vorliegt, ist eine interessante Frage. Da ich ein Blog habe, liegt die Vermutung nahe, ich sei einfach einer der üblichen quasselnden Ego-Klumpen, die angesichts des pluralistischen Zeitalters ihr reines Dasein mit Wichtigkeit oder dem Recht auf Respekt und Angehörtsein verwechseln. Es ist eine Möglichkeit. Wenn Sie mich aber direkt fragen, sage ich Ihnen ganz offen, daß meine Gedankengänge keine wesentliche Größe erreichen, meine Haltungen wackelig sind, meine Beobachtungen auch nicht schärfer als diejenigen, die in Feuilleton X von Spiegelmasturbateuren breitgetreten werden. Ich bin, will ich sagen, vielleicht nicht unwichtig, aber wichtig bin ich keinesfalls.
Ich bitte Sie, das nicht mit Bescheidenheit zu verwechseln, denn wäre ich bescheiden, würde ich gerade nicht schreiben. Ich bin mir sicher, daß das, was ich schreibe, zu Papier muss. Diese vermeintliche Aporie lässt sich in meinem Kopf nur auf eine einzige Weise auflösen: Meine anfängliche These ist falsch, denn es gibt einen dritten Fall, der beide Positionen in sich vereint – daß einer nichts zu sagen hat, aber dennoch überzeugt ist, daß es gesagt werden muss. Wenn Sie mich also fragen, wozu das Ganze, antworte ich:
So gute Dinge, wie ich nicht sage, müssen andere erst einmal sagen.